Passionskonzerte in Leipziger Kirchen

Im Kirchenjahr ist dem Gedenken an das Leiden und Sterben Jesu Christi von Aschermittwoch bis Karfreitag die vierzigtägige Fasten- oder Passionszeit eingeräumt. Neben den vielen Darstellungen der Passion in der bildenden Kunst aller Jahrhunderte wurde und wird die Passion Christi auch musikalisch nachempfunden. In Leipziger Kirchen erklingen in den Wochen vor dem Osterfest neben den bekannten Passionsoratorien von Johann Sebastian Bach bewegende Kompositionen von Rheinberger, Liszt, Reger oder Mauersberger über das Leiden und Sterben Jesu.

 

Im Folgenden eine Auswahl:

Sonnabend, 1. April 2023

17.00 Uhr         Nikolaikirche
Orgelkonzert zur Passionszeit
Markus Kaufmann – Orgel
Karten zu 14 Euro, ermäßigt 8,50 Euro, an der reservix-Vorverkaufsstellen und an der Abendkasse.

18.00 Uhr         Martin-Luther-Kirche Markkleeberg-West, Pfarrgasse 27
S. Barber: „Adagio for Strings“
R. Keiser, Markuspassion für Soli, Chor und Orchester
P. Tschaikowski: „Elegie a-Moll“
Ulrike Staude – Sopran, Friederike Zeiner – Alt, Alexander Hemmann – Tenor, Stephan Heinemann – Bass, Kantorei, ein Kammerorchester, Konzertmeister Andreas Hartmann; Gesamtleitung: Frank Zimpel
Eintritt: 15 Euro

18.00 Uhr         Paulinum – Aula und Universitätskirche St. Pauli, Augustusplatz
S. Bach, Matthäuspassion, BWV 244
Johanna Ihrig – Sopran, Susanne Langner – Alt, Christoph Pfaller – Tenor, Matthias Vieweg – Bass (Arien, Pilatus), Anton Haupt – Bass (Christus), Leipziger Universitätschor, Pauliner Barockensemble auf historischen Instrumenten; Leitung: Universitätsmusikdirektor David Timm

Karten zu 18 Euro, ermäßigt 8 Euro, in der Musikalienhandlung Oelsner, Ticketgalerie, Culton Tickets; an der Abendkasse: 20 Euro, ermäßigt 10 Euro, Restkarten für Studierende 5 Euro

 

Sonntag, 2. April 2023   Palmsonntag

17.00 Uhr         Evangelisch Reformierte Kirche, Tröndlinring 7
„…wenn dir dein Herze bricht“ – Passionskonzert zum 150. Geburtstag von Max Reger und Rudolf Tobias sowie zum 300. Thomaskantorenamtsjubiläum von Johann Sebastian Bach
R. Tobias, Karfreitagsmotette „Ihr Töchter von Jerusalem, weinet nicht über mich“
M. Reger, Choralkantaten „O Haupt, voll Blut und Wunden“ und „Auferstanden, auferstanden“
J. S. Bach, Osteroratorium „Kommt, eilet und laufet“, BWV 249
Leonie Herzog – Sopran, Lena Hermann – Alt, Fridolin Wissemann – Tenor, N.N. – Bass, Kantorei, Orchester „Fleurs de lis“; Gesamtleitung: Tobias Orzeszko
Karten zu 14 Euro, ermäßig 8 Euro, in der Musikalienhandlung Oelsner und an der Abendkasse.

17.00 Uhr         Kirche Baalsdorf, Baalsdorfer Anger
Passionsmusik

17.00 Uhr         Versöhnungskirche Gohlis, Franz-Mehring-Str. 44/Viertelsweg
G. Rheinberger, Stabat Mater; F. Liszt, Kreuzweg „Via crucis“
KleineKantorei Leipzig, Christian Quinque – Orgel; Leitung: Christian Otto

 

Mittwoch, 5. April 2023

19.00 Uhr         Kirche Panitzsch
J. S. Bach, Johannespassion
Sächsisches Barockorchester; Leitung: Gotthold Schwarz

 

Donnerstag, 6. April 2023          Gründonnerstag

19.00 Uhr         Thomaskirche
J. S. Bach, Johannespassion
Anna Prohaska – Sopran, Andreas Scholl – Altus, Julian Prégardie – Tenor (Evangelist), Jakob Pilgram – Tenor (Arien), Tomáš Král – Bass (Christus), Tobias Bernd – Bass (Arien), Thomanerchor, Gewandhausorchester
Preise: 73/55/45/34 Euro, Flexpreis 80/61/50/37 Euro
Veranstalter: Gewandhaus zu Leipzig

 

Freitag, 7. April 2023                 Karfreitag

15.00 Uhr         Taborkirche Kleinzschocher, Windorfer Str. 49
J. S. Bach, Johannespassion
Taborkantorei, Mendelssohnkammerorchester; Leitung: Andreas Mitschke
Eintritt: 20 Euro, ermäßigt 15 Euro; Leipzig-Pass-Inhaber 5 Euro

17.00 Uhr         Nikolaikirche
J. S. Bach, Matthäuspassion, BWV 244
Sara Mengs – Sopran, Bernadette Beckermann – Alt, Christoph Pfaller – Tenor, Matthias Weichert – Bass (Christus-Worte)Georg Streuber – Bass (Arien), BachChor an der Nikolaikirche, Festivalorchester Leipzig; Leitung: Markus Kaufmann
Karten zu 28 Euro, ermäßigt 17 Euro, an den reservix-Vorverkaufsstellen und an der Abendkasse.

17.00 Uhr         Peterskirche, Gaudigplatz
J. S. Bach, Matthäuspassion, BWV 244
Maria Bernius – Sopran, Inga Jäger – Alt, Robert Pohlers – Tenor (Evangelist), Dominic Große – Bass (Christus), Diogo Mendes – Bass (Arien), amici musicae, Chor & Orchester, Leipzig; Leitung: Ron-Dirk Entleutner
Karten unter https://tickets.amici-musicae.de; Mehr Infos unter https://amici-musicae.de

19.00 Uhr         Thomaskirche
J. S. Bach, Johannespassion, BWV 245
Anna Prohaska – Sopran, Andreas Scholl – Altus, Julian Prégardie – Tenor (Evangelist), Jakob Pilgram – Tenor (Arien), Tomáš Král – Bass (Christus), Tobias Bernd – Bass (Arien), Thomanerchor, Gewandhausorchester
Preise: 73/55/45/34 Euro, Flexpreise 80/61/50/37 Euro
Veranstalter: Gewandhaus zu Leipzig

 

Foto: Pixabay

Wo ist dein Bruder?

Betagte haben viel zu erzählen. Wenn sie nicht vergesslich geworden sind. Bei ihm aber hat sich alles tief eingeprägt. Vielleicht fürchteten seine Geburtstagsgäste, dass er ins Erzählen alter Geschichten kommt. Wieder nur von großen Heldentaten erzählt. So schenkten sie ihm ein Kunstwerk. Als Anregung, den Horizont zu weiten.

Besuchen Sie doch einmal diesen Jubilar, das Völkerschlachtdenkmal. Für einen Spaziergang empfehle ich ihnen den Seitenaufgang von der Tabaksmühle. Dort steht das Geschenk seit zwanzig Jahren. Gerade in dieser Woche lohnt sich wieder einmal eine Begegnung.

Es ist eine Stele, drei Meter hoch, weißer Sandstein, quadratischer Grundriss. Auf einem Relief kauert ein Mann am Boden. Über ihm holt kraftvoll gerade ein zweiter zum nächsten Schlag aus. Dann wird es totenstill. Es sei denn, einer würde ihn beklagen. Und einer könnte das hören.

„Die Stimme des Blutes deines Bruders schreit zu mir von der Erde“, steht auf der benachbarten Seite. So wehren sich Mord- und Totschlag gegen das Vergessen. „Was hast du getan?“, fragt Gott, in der uralten Erzählung von Kain und Abel. „Wo ist dein Bruder?“

Krieg. Seit nun einem Jahr erschlägt einer den anderen. Mein Gott – ich weiß nicht, wie dies himmelschreiende Leid endlich aufhören kann. Mein Besuch endete vor der dritten Seite. Da hinterlässt der Regen – wie Tränen – seine Spuren.

von Wolfgang Menz, Sozialpädagoge

 

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Verschließe nicht deine Augen

„Ich schaue keine Nachrichten mehr. Ich halte das nicht aus. Das viele Leid. Es belastet mich so sehr. Ich fühle mich völlig überfordert!“ Mein Gegenüber ist tief betroffen und kämpft mit den Tränen. Schweigen. Was wir an Bildern aus Syrien und der Türkei gesehen haben in den letzten Tagen macht uns sprachlos. Wir teilen unsere Eindrücke. Sprechen darüber, wie hilflos wir uns fühlen. Eine Antwort auf das Warum gibt es nicht. Mitleid wiegt schwer. Ist kaum zu tragen.

Also lieber wegschauen, das Elend ausblenden? Wir haben tatsächlich das Privileg, in den nächsten Kanal wechseln zu können und statt Reportagen den deutschen Fasching anzuschauen. Verrückte Welt! Ein Gegensatz, der uns ebenso zerreißt.

Wir reden über die vielen Hilfskräfte – auch aus Deutschland – die sich sofort auf den Weg gemacht haben. Wir staunen über kleine Wunder im Ozean der Not, wenn ein Kind unter den Trümmern geborgen wurde. Empfinden Dankbarkeit, dass viele Menschen Geld spenden. Sind beeindruckt von den Hilfsorganisationen, die jetzt vor Ort helfen, um die Not zu lindern. Männer und Frauen, die hinschauen, die sich bewegen lassen, innerlich und ganz praktisch.

Schweigen. Es tut gut, alles miteinander zu teilen. Beten hilft, das Schwere zu Gott hin zu klagen. So wächst neuer Mut, hinzuschauen und zu reagieren. Es bedeutet lebendig sein, menschlich sein. „Verschließe nicht deine Augen vor den Bedürftigen.“ (Jesus Sirach 4,1) Kein leichter, aber ein menschlicher Rat aus der Bibel in diesen Tagen.

André Krause, Pastor
Evangelisch-Freikirchliche Gemeinde (Baptisten) Leipzig

Foto_Lehmann

Was ist sicher?

Da nimmt sich einer das Leben, mit dem du am Tag vorher noch telefoniert hast.

Da erzählt dir eine junge Frau von ihrem Besuch in der Augenklinik und wie sie, nach fünf Minuten, wieder draußen ist mit der schnellen Empfehlung für eine Operation.

Da jährt sich in den nächsten Tagen der Ausbruch eines Krieges in Europa. Ich hatte vorher regelmäßig und in großer Sicherheit dankbar zum Ausdruck gebracht, dass es nun schon so viele Jahre Frieden in Europa gibt.

Was ist sicher? Ich höre diese Frage gerade von so vielen Menschen. Ja, die Krisen heute sind groß und kaum überschaubar. Ich weiß es nicht, ob die Zeiten wieder sicherer werden. Weil sie auch noch nie wirklich sicher waren? „Gib mir ein kleines bisschen Sicherheit, in einer Welt, in der nichts sicher scheint“, singt die Band Silbermond in einem Song, 2009 herausgebracht.

Manchmal, wenn ich Kinder taufen darf, sage ich diesen Satz: „Ich taufe dich auf den Namen des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes, wie vor dir schon Millionen Menschen getauft worden sind.“ Da spüre ich ein Aufgehobensein in meinem Glauben, etwas wie Sicherheit, die nicht von dieser Welt ist. Und damit übe ich die Kunst ein, mit Unsicherheit zu leben.

Mein Übungsweg sieht so aus: Gemeinsam reden und schweigen, gemeinsam vorangehen oder auch scheitern, gemeinsam lachen oder weinen. Und ich übe und übe.

von Grit Markert, Pfarrerin im Evangelisch-Lutherischen Alesius-Kirchspiel im Leipziger Osten und Coach

 

Foto: Lotz

Gehen wir zum Äußersten…

Die Top fünf der gegenwärtigen Krisen sind die Klimakrise, Welthunger, Corona, Kriege und die globalen Fluchtbewegungen. Im Anbetracht ihrer Auswirkungen auf unser gesellschaftliches Miteinander wird für mich die Frage immer drängender, in welcher Welt ich zukünftig leben möchte. Seit ich Kinder habe, erhält sie eine zusätzliche Dringlichkeit.

Evolutionsgeschichtlich sind wir so programmiert, in Konfrontation mit existentiellen Herausforderungen entweder mit Flucht oder Verteidigung zu reagieren. Den Krisen, denen wir uns tagesaktuell und zukünftig stellen werden müssen, werden wir aber mit diesen Verhaltensweisen nicht gerecht werden können. Um uns der globalen Reichweite und engen Verwobenheit dieser Themen stellen zu können, braucht es vielmehr Wege, wie wir diese Themen gemeinsam lösen können – gemeinsam als europäische Gemeinschaft, als Weltgemeinschaft, als ein Miteinander der Generationen.

Für einzelne Person ist das eine unlösbare Aufgabe. Ich glaube, dass es eine Verwandlung braucht: von der Flucht- und Verteidigungshaltung vieler Einzelner hin zu einem generationen- und länderübergreifenden Wir, welches den Problemen dieser Zeit mutig entgegentreten kann. In diesem Wandlungsprozess nimmt die konstruktive Kommunikation miteinander eine Schlüsselfunktion ein. Gehen wir zum Äußersten – reden wir miteinander.

von Monika Lesch, katholische Gemeindereferentin

 

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