„Gegen das Vergessen“ – Gespräch mit Auschwitzüberlebender in der PAX-Jugendkirche

Unter dem Titel „Gegen das Vergessen“ wird zu einem Abend mit Lidia Maksymowicz, einer Auschwitz-Überlebenden, eingeladen. Die Veranstaltung findet am Freitag, dem 31. März 2023, 18 Uhr, in der PAX-Jugendkirche Gohlis, Kirchplatz, statt.

Lidia Maksymowicz lebt heute in Krakau. Sie wurde mit 3,5 Jahren als politisch Gefangene mit ihrer Familie im Dezember 1943 nach Auschwitz-Birkenau deportiert. 13 Monate musste sie dort in einer der Kinderbaracken allein „überleben“, bevor sie im Januar 1945 befreit wurde. Ihre Mutter schickte man auf einen der Todesmärsche.

Über die Zeit im Lager und ihre Lebensgeschichte danach, erzählt Frau Maksymowicz sehr berührend. Sie bleibt dabei nicht nur in der Vergangenheit, sondern schlägt auch eine Brücke zu unserem Leben heute. Sie gibt Denkanstöße für ein sinnerfülltes Leben ohne Hass und Neid.

Ihre Botschaft lautet, Verantwortung im persönlichen Umfeld und für unsere Gesellschaft zu übernehmen und dabei demokratische Prozesse mit zu gestalten.

Frau Maksymowicz ist eine der letzten Überlebenden des KZ Auschwitz Birkenau. Sie sagt: „Die Welt ist gerade dabei, zu vergessen, was damals geschah.“

Die Veranstaltung findet in Zusammenarbeit des Bildungs-WG e.V. (www.bildungswg.de) mit dem Leipziger Jugendpfarramt statt.

 

Selektionsrampe in Auschwitz-Birkenau, Foto: Hans-Georg Vorndran (fundus-medien)

Nahmmachers Christusdarstellung und Kreuzweg in der Kirche Großstädteln

Studientag anlässlich des 110. Geburtstages der Künstlerin Elly Viola Nahmmache

Die Bildhauerin Elly-Viola Nahmmacher (27.05.1913 – 5.5.2000) gestaltete mit ihren plastischen Arbeiten mehr als 100 Kirchen in Deutschland. Ihre Kunst ist ein bis heute unentdecktes Zeugnis der Vergegenwärtigung des Glaubens. Kenner, Kunstliebhaber und Menschen der Meditation lieben ihre Darstellungen.

Aus Anlass des 110. Geburtstages der Künstlerin lädt die Evangelische Akademie Sachsen in Zusammenarbeit mit der Stadt Markkleeberg und der Evangelisch-Lutherischen Kirchgemeinde Großstädteln-Großdeuben am Sonntag, dem 2. April 2023, zu einem Studientag in die Kirche Großstädteln, Altendorffplatz, ein. In der Kirche Markkleeberg-Großstädteln sind das Christuskreuz mit Strahlenkranz und ein auf das Johannesevangelium bezogener Kreuzweg – der erste, den Nahmmacher überhaupt gestaltete – markante Beispiele der Greizer Künstlerin.

Nahmmacher gestaltete die Holzplastiken immer beim Hören Bachscher Musik und spannte einen weiten geistigen Kreis. So stand sie rege in Kontakt mit dem Schriftsteller Rainer Kunze. Sie stellte das Grabmal „Feuerapokalypse“ für Oskar Brüsewitz her. Es wird zu fragen sein, wie sich die Künstlerin mit der Anthroposophie auseinandersetzte und ob darüber hinaus ein Glaubensbild entsteht, dass Gottesverehrung neu attraktiv werden lässt.

Ihre Teilnahme zugesagt haben auch die Tochter der Künstlerin, Silke-Viola Nahmmacher, und der Nachlassverwalter.

Der Studientag unter Leitung von Akademiedirektor Stephan Bickardt, beginnt 10 Uhr mit einem Kantatengottesdienst. Es erklingt von J. S. Bach die Kantate „Tilge, Höchster, meine Sünden“, BWV 1083. Es singen und musizieren Carolin Creutz-Moritz, Michael Pommer und das Ensemble Concertino. Die Leitung hat Kai Nestler. Pfarrer Bickhardt predigt zu Psalm 51 (Gott, sei mir Sünder gnädig) und dem Hauptkreuz der Kirche.

Nach einem Grußwort des Markkleeberger Oberbürgermeisters Karsten Schütze spricht 11.15 Uhr der Jenaer Professor für Neues Testament, Prof. Dr. Karl-Wilhelm Niebuhr, zur theologischen Deutung des Kreuzweges.

12 Uhr wird zum Rundgang durch die Kirche mit dem Nachlassverwalter Winfried Arenhöfel

eingeladen. Ein Podium mit den Referenten und der Tochter der Künstlerin, Silke Viola Nahmmacher, beginnt 13 Uhr. Dann wird auch noch einmal Möglichkeit für Rückfragen sein.

Der Studientag endet 14 Uhr.

Für Kinder wird von 10 bis 14 Uhr ein Holzworkshop im Pfarrhaus Großstädteln angeboten. Mit der Künstlerin Sandra Kreuzau werden Kreuze und Palmblätter gestaltet.

 

Kirche Großstädteln, Foto: Kirchenbezirk Leipzig

Regelmäßige Passionsandachten und Fastengesprächsgruppe

Für die am 22. Februar 2023 beginnende Fastenzeit hat die evangelische Kirche das Motto „Leuchten! Sieben Wochen ohne Verzagtheit“ gewählt. Ralf Meister, Landesbischof in Hannover und Botschafter der Aktion „7 Wochen Ohne“ erläutert dazu „… in dunklen Zeiten braucht es Licht, um den Mut nicht zu verlieren… In den sieben Fastenwochen geht es nicht allein um innere Erleuchtung, sondern auch um die Ausstrahlung auf andere. Werden wir unser Licht auch anderen schenken? Werden wir Helligkeit bringen? Mit unseren Worten, Gesten, unserem Tun?“

Mit regelmäßig stattfindenden Passionsandachten laden folgende Leipziger Kirchen bis zum Palmsonntag, 2. April, zum Innehalten ein:

mittwochs         18.00 Uhr          Kapelle im Diakonissenhaus, Georg-Schwarz-Str. 49
18.00 Uhr          Nathanaelkirche Lindenau, Rietschelstr. 10

donnerstags     17.00 Uhr          Kirche Marienbrunn, Lerchenrain 1

Die Michaelis-Friedens-Kirchgemeinde macht darüber hinaus bis 5. April das Angebot von zwei Fastengesprächsgruppen. In den sieben Wochen bis Ostern haben Interessierte dabei die Möglichkeit, sich zu den wöchentlichen Themen der Fastenaktion „7 Wochen Ohne“ auszutauschen.

Ort ist jeweils das Gemeindehaus, Kirchplatz 9.

 20.2.-3.4.: montags       19.30 Uhr         Leitung: Pfarrer Dr. Ralf Günther

01.3.-5.4.: mittwochs     18.15 Uhr         Leitung: Pfarrerin Friederike Deeg

Nähere Informationen dazu im Pfarramt, Tel. 0341/5645509, oder per Mail unter: ralt.guenther@evlks.de und friederike.deeg@evlks.de.

 

Foto: Pixabay

Ramadan und Fastenzeit: Zeit für Aha-Momente!

Gestern begann der islamische Fastenmonat Ramadan. Für Muslime ist das Fasten eine der fünf Säulen ihrer Religion neben dem Glaubensbekenntnis, den täglichen Gebeten, dem Almosengeben und dem Pilgern nach Mekka. Von Tagesanbruch bis Sonnenuntergang verzichten sie im Ramadan auf Essen und Trinken.

Auch das Christentum kennt das Fasten – gerade jetzt, in den sieben Wochen bis zum Osterfest. Die Regeln sind nicht ganz so streng wie die des Ramadan, aber auch Christinnen und Christen sind angehalten, sich in der Fastenzeit in Verzicht, Gebet und Selbstreflexion zu üben. Ich verstehe diese Fastenzeiten als Einladung, zum Kern meines Lebens durchzudringen: Was trägt mich? Welche Rolle spielt Gott für mich? Setze ich die richtigen Prioritäten? Wie nehme ich andere Menschen wahr?

Freilich, das könnte ich mich ja immer mal fragen; ehrlicherweise geht sowas bei mir im täglichen Stress aber meistens unter. Gut also, wenn ich einen Anlass habe, um diese Themen für eine Weile nach vorn zu stellen. Die äußeren Fasten-Vollzüge – wie etwa der Verzicht auf Fleisch, Alkohol, Netflix oder so – helfen, Platz für diese zentralen Fragen zu schaffen.

Gelingendes Fasten endet daher nicht mit der Bikinifigur für die Badesaison. Sondern mit persönlichen Aha-Momenten. Mit Dankbarkeit. Oder Demut. Und mit tiefem Respekt vor allen, die sich solchen Herausforderungen stellen wie der Fastenzeit oder dem Ramadan.

Daniel Heinze, kath. Kirchenredakteuer Radio PSR

 

„Verleih uns Frieden!“ – Gesprächsabende in der Christenlehrekapelle der Peterskirche

Was noch vor Jahresfrist undenkbar erschien, ist nun beunruhigende Wirklichkeit: Krieg in Europa! Wir fühlen mit der Ukraine, dem Land und seinen Menschen. Aber was können wir tun – als Christ*innen, als Nachbarn? Fragen, auf die wir keine einfachen Antworten haben. „Verleih uns Frieden!“ ist das Gebet, das in diesen Zeiten nicht verstummen darf. Es verbindet uns in tiefer Solidarität mit denen, die unter den Grausamkeiten des Krieges und seinen Folgen zu leiden haben. Und es regt an, ausgehend von Friedenstexten beider Testamente, über Wege zum Frieden nachzudenken, die für uns heute eine Richtung zeigen.

Unter der Überschrift „Verleih uns Frieden! – Biblische Spurensuche“ lädt die Kirchgemeinde im Leipziger Süden zu vier Gesprächsabenden ein. Jeweils mittwochs 19.30 Uhr sind interessierte Gemeindeglieder und Gäste in die Christenlehrekapelle der Peterskirche zum gemeinsamen Nachdenken und Gedankenaustausch, aber auch zum Zuhören eingeladen. Die Abende werden von Mitarbeitenden der Gemeinden geleitet.

Folgende Themen sind vorgesehen:

  • 08. März 2023
    2. Mose 14,10–29: „Gott wird für uns streiten“ – Der (gewaltlose) Weg in die Freiheit
  • 15. März 2023
    Lukas 2,1–14: „Friede auf Erden“ – Weltliche Macht und Gottes Schalom
  • 22. März 2023
    Matthäus 5,18–48; 1. Mose, 13,1–12: „Vom Hassen zur Feindesliebe: Zumutung oder Vernunftentscheidung?“
  • 29. März 2023
    Epheser 2,14–42: „Christus – unser Friede! – Streiten verboten?“

 

Peterskirche Leipzig, Foto: Kirchenbezirk Leipzig

Die Autos haben’s wärmer

Es riecht unangenehm nach Chlor. Die kaputten Fenster sind größtenteils mit Brettern vernagelt, in einem klafft dennoch ein großes Loch. Es ist der Essensraum für Geflüchtete in einer der neuen Zeltunterkünfte. Von der heruntergekommenen Baracke geht es hinüber in die 6 Zelte, eingeteilt in Parzellen mit jeweils 4 Betten, ohne Tür, mit zentralem Neonlicht. 56 Menschen sollen hier pro Zelt unterkommen. Über den Hof gibt es sanitäre Einrichtungen in Containern.

Menschen aus dem Stadtteil sind gekommen, um sich ein Bild zu machen. Sie kommen ins Gespräch mit den Mitarbeiterinnen der Stadt und des Betreibers. Es ist ein freundliches Aufeinandertreffen. In den Aussagen der lokalen Verantwortlichen ist Ohnmacht zu hören: “Mehr können wir gerade nicht bieten.“

Ich bin berührt, wie viele ihre Hilfe anbieten mit Spenden, Beschäftigungen wie Hausaufgabehilfe, gärtnern… Die Bereitschaft für zivilgesellschaftliches Engagement steht in klarer Abgrenzung zu Vorurteilen und Missgunst, die an anderer Stelle geschürt werden.

Unter den Anwesenden macht sich angesichts der Trostlosigkeit große Betroffenheit breit. Es stellt sich die Frage nach Würde. „Die Autos in den gläsernen, beheizten Autopalästen haben’s wärmer“, sagt jemand. Das ist emotional, legt aber den Finger in die Wunde, was und wer uns in unserer Gesellschaft wirklich etwas wert ist. Die Bibel, für mich Leitfaden, ist da eindeutig und solidarisch: Ihr werdet gemessen am Umgang mit den Schutzlosesten, nicht zuletzt mit den Fremden.

von Anna-Maria Busch, Pfarrerin im Südosten Leipzigs

 

Erstaufnahmelager, Foto: Christian Schauderna (fundus-medien)

Überraschend würzig

Der Frühstückstisch ist gedeckt. Der Kaffee dampft und verbreitet Wohlgeruch. Als ich den Beutel öffne, mit dem ich beim Bäcker Brötchen geholt habe, steigt ein knuspriger Duft von Malz und Hefe auf. Trotzdem, so fühle ich beim Herausnehmen, sind die kleinen hellbraunen Teile weich. Echte Ostbrötchen eben. Ich liebe diesen Bäcker und freue mich auf den ersten Bissen. Den tue ich denn auch wenig später.

Doch was für eine Überraschung. Es schmeckt ganz anders, als gewohnt und erwartet. Etwas versalzen der Teig. Irritiert zögere ich. Wie finde ich das? Dann kaue ich bedächtig weiter. Der scharfe Geschmack freut mich. Jetzt ist ganz klar: die Brötchen sind wirklich noch selbst gemacht. Keine genormte Backmischung wäre versalzen. So käme sie nie durch die Kontrolle.

In Gedanken mache ich einen Sprung und erinnere mich an einen Satz aus der Bibel. Jesus sagt ihn zu den Menschen, die ihm zuhören. Nachdem er sie ermutigt hat sanftmütig und gerecht, friedfertig, barmherzig und fröhlich zu sein, kommt er: „Ihr seid das Salz der Erde.“ Überraschend würzig und echt. Und während die Brötchen im Korb weniger werden, danke ich Gott für diesen unerwarteten Anstoß am Morgen und denke darüber nach, was es wohl heute bedeuten könnte, im Sinne Jesu so in der Welt zu sein.

von Lüder Laskowski, Pfarrstelle für „Kirchliche Arbeit in neuen Stadtquartieren“ in Leipzig

Foto: Wodicka

Versuchung – nicht nur bei Schokolade

In der Werbung lauert sie augenzwinkernd hinter jeder Praline: Die Versuchung! Meist heißt dann die Botschaft: trau dich, der Versuchung nachzugeben – und genieß es!

Gerade, wenn Menschen sich vorgenommen haben, auf etwas zu verzichten, ist diese Versuchung ein Thema – jetzt also in der Fastenzeit, und auch schon bei ihrem biblischen Vorbild vor 2000 Jahren, als Jesus 40 Tage und Nächte fastete. Auch er musste sich mit dem „Versucher“ herumschlagen. Die Bibel sieht es so: Gott stellt Jesus auf die Probe, ob er geeignet ist für seine kommende Aufgabe. Ob er sich aus Schwierigkeiten nicht durch ein Hintertürchen rausmogelt, ob er nicht größenwahnsinnig wird, ob er Gott treu bleibt, auch wenn ein anderer Weg noch so verlockend wäre.

Es liest sich, als hätte Jesus alle Versuchungen einfach mit den passenden Bibelsprüchen abgebügelt – aber so leicht war es bestimmt nicht: Es war wohl ein schwieriger Gewissenskonflikt. Als er den durchgestanden hatte, da kamen alle Engel und dienten ihm – sicher etwas viel Besseres, als alle Versuchungen, die er erlebt hatte.

„Führe uns nicht in Versuchung“, beten Christen im Vater-unser-Gebet. Also: Steh uns bei, lieber Gott, dass wir nicht den verlockenden, einfachen Weg gehen, sondern den, der wirklich richtig ist – besonders wenn es um mehr geht als ein Stück Schokolade!

Friederike Ursprung, evangelische Kirchenredakteurin bei Radio PSR

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