Zu wenig Zeit?

Monika Lesch über das Ankommen im Advent

Am Ende des Jahres ist plötzlich wieder nur noch so wenig Zeit übrig.

Ich ertappe mich dabei, wie sich bei mir drei Wochen vor Weihnachten eine innere Unruhe breit macht. Scheinbar fehlt mir für alles die Zeit:

fürs Aufräumen, Geschenke besorgen, mit den Kindern basteln, den Weihnachtsmarkt zu besuchen… Stattdessen hetze ich von Verpflichtung zu Verpflichtung und frage mich, wie lange das noch so weiter geht.

Dabei ist das alles doch eigentlich ganz anders gedacht: Advent – eine Zeit der Erwartung, der Vorbereitung, der Besinnlichkeit und der Vorfreude.

Wörtlich übersetzt bedeutet das lateinische Wort „Advent“ Ankunft, eigentlich Ankunft des Herrn. Denn seit der Geburt Jesu vor über 2000 Jahren warten Christen darauf, dass er wiederkommt und eine neue Zeit anbricht. Damit aber jemand bei mir ankommen kann, muss ich auch erst einmal da sein und darin liegt für mich die eigentliche Herausforderung dieser Tage.

So versuche ich es in diesem Jahr wieder: auf- und auszubrechen aus den Zwängen meines Kalenders, meines Alltags und meiner Erwartungen. Ich möchte Platz schaffen für mich, um bei mir ankommen zu können, und Platz schaffen in meinem Inneren: damit Gott bei mir ankommen kann. Wie gut, dass ich dafür noch drei Wochen Zeit habe.

Monika Lesch, katholische Gemeindereferentin
Kontakt: kolumne@kirche-leipzig.de

 

Foto: Volker Rahn (fundus-medien)

Wertmarken

Wolfgang Menz mit einem Motto zum Sammeln

Mein Vater sammelte Briefmarken. Mehrmals wurde seine Sammlung prämiert. Kunstvoll gestaltete Seiten unterstrichen das Motto: „Auf dem Weg zu einem vereinten Europa“.

Als Jugendlicher erlebte mein Vater den Krieg. Als Erwachsener hoffte er auf Alternativen dazu: Grenzen, die nicht mehr voneinander trennen. Völker im Frieden. Würde mein Vater noch leben, hätte ich ein Motto für eine erweiterte Sammlung: „Auf dem Weg mit gemeinsamen Werten“. Und gleich hätte ich einige Exemplare für ihn parat:

„Brot für die Welt“, die Marke kostete mal 20 Pfennig, jetzt preiswert für 25 Cent zu bekommen. „Ärzte ohne Grenzen“, zum 50. Bestehen 2021 nicht nur von Deutschland gedruckt. Ganz frisch, seit Februar, wird die „Flüchtlingshilfe“ gewürdigt – für 1,45 Euro (incl. Zuschlag.) Sie zeigt Hände, die wie ein Dach einen sicheren Ort für Geflüchtete schaffen. Das Postwertzeichen 1700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland trägt den hebräischen Schriftzug chai, lebendig. Damit kann man anstoßen: Auf das (gemeinsame) Leben – LeChaim.

Das Bundesministerium der Finanzen schreibt: „Briefmarken sind weit mehr als reine Postwertzeichen. Sie sind Spiegel der Zeit, Botschafter unseres Landes und Kunstwerke im Miniaturformat.“ Amen – Werte sammle ich gerne – mit Christen und allen anderen, die sie bewahren möchten.

Wolfgang Menz ist Sozialpädagoge

Kontakt: kolumne@kirche-leipzig.de

 

Album mit Briefmarkten, Foto: Pixabay