Wer regiert?

Anna-Maria Busch von guten Mächten

Rück- und Vorausschau steht in diesen Tagen zwischen den Jahren an. Wie schauen Sie auf dieses zurückliegende Jahr, das mit den Veröffentlichungen zu „Potsdam“ begann und mit der Vertrauensfrage und dem Suchen nach konsensfähigen Mehrheiten endet?

Es gibt gerade sehr viel, was gesellschaftliche Gewissheiten und unseren Zusammenhalt auf die Probe stellt. Ganz unweigerlich stellt sich die Frage, wer regiert: die Angst oder das Vertrauen, unser Miteinander gemeinsam gestalten zu können?

Das ist eine persönliche Frage und zugleich eine gemeinschaftliche.

Mir tut es gut, wenn ich mich an das Vertrauen, das andere in viel herausfordernden Situationen hatten, anlehnen kann. Und an ihren Mut, nicht zuletzt durch Wahrhaftigkeit und Klarheit gegen Menschenverachtung Verantwortung zu übernehmen.

Einer von denen, an die mich anlehne, ist Dietrich Bonhoeffer. Er hat im Dezember 1944 ein Gedicht an seine Liebsten geschrieben. Da saß er bereits im Gestapo-Gefängnis. Er wurde am 9. April 1945 im KZ-Flossenbürg hingerichtet.

Bonhoeffer schrieb in der Einsamkeit seiner Zelle und mit der zunehmenden Ahnung dessen, was auf ihn zukommt, die Zeilen jenes Liedes, das wir am Silvesterabend so oft in den Kirchen singen. Es erzählt vom Vertrauen, das über alle Angst vor dem, was wir zu verlieren fürchten, erhaben ist.

Von guten Mächten wunderbar geborgen,
erwarten wir getrost, was kommen mag.
Gott ist bei uns am Abend und am Morgen
und ganz gewiss an jedem neuen Tag.

Mit diesen Worten wünsche ich Ihnen einen gesegneten und vertrauensvollen Übergang ins neue Jahr.

Anna-Maria Busch, Stadtjugendpfarrerin Leipzig

Kontakt: kolumne@kirche-leipzig.de

 

Foto: Pixabay

„Prüft alles und behaltet das Gute!“ – Jahreslosung 2025

Für Christen gilt die Jahreslosung als Richtschnur im täglichen Leben. Dieses biblische Leitwort wird von der Ökumenischen Arbeitsgemeinschaft für Bibellesen gewählt. Die Mitglieder des Gremiums kommen aus der evangelischen und katholischen Kirche sowie aus freikirchlichen Werken und Verbänden aus Deutschland, Österreich, der Schweiz, dem Elsass und Polen. Das Jahr 2025 steht unter dem Leitwort: „Prüft alles und behaltet das Gute!“ (1. Paulusbrief an die Thessalonicher 5,21)

Andacht zur Jahreslosung für 2025
Die Jahreslosung lädt uns dazu ein, dass wir jeden Tag neugierig und mit Maßstäben gestalten. Paulus, von dem dieser Ratschlag stammt, ergänzt zum besseren Verständnis: „Meidet das Böse in jeder Gestalt.“ (Vers 22) Aber wie macht man das: Alles prüfen und dabei das Gute behalten? Was ist eigentlich der Maßstab, an dem ich unterscheiden kann, was gut oder böse ist, nützlich oder schädlich? Je nachdem, wen man fragt, bekommt man doch sehr unterschiedliche Antworten. Greta Thunberg sagt mir etwas anderes als Wladimir Putin; ein Hedonist, dem es in erster Linie um Spaß im Leben geht, etwas anderes als der Philosoph Immanuel Kant, der für eine vernunftgemäße und eigenständige Lebensführung steht.
Ich frage deshalb den Apostel Paulus selbst. Er muss ja auf jeden Fall wissen, welchen Maßstab er vor Augen hat. In seinem Brief an die Philipper lese ich: „Ich bete darum, dass eure Liebe immer noch reicher werde an Erkenntnis und aller Erfahrung, so dass ihr prüfen könnt, was das Beste sei, damit ihr lauter und unanstößig seid für den Tag Christi, erfüllt mit Frucht der Gerechtigkeit durch Jesus Christus zur Ehre Gottes und zum Lobe Gottes.“ (Philipper 1,9‒11)
Also, der Maßstab, um gut und böse zu unterscheiden, ist die Liebe – die Liebe zum Mitmenschen, zu sich selbst und zu Gott. (Vgl. Matthäus 22,34‒40)
Was für ein Versprechen: Lebe die Liebe! Dann wird das Jahr 2025 ein gutes Jahr!

Reinhard Ellsel (gemeindebrief.evangelisch.de)

 

Jahreslosung 2025, Motiv: gemeindebrief.evangelisch.de

Eine Weihnachtskrippe mit dem Jeuskind, Maria und Josef, den Heiligen Drei Königen, Schafen und anderen Tieren.

Erwartungsvoll

André Krause über Erwartungen an Weihnachten

Gerade ist der ICE in den Leipziger Hauptbahnhof eingefahren. Die Türen öffnen sich, und unzählige Menschen steigen aus. Ich stehe bereit, um unsere Tochter in Empfang zu nehmen. Mit mir warten viele andere, die nach bekannten Gesichtern Ausschau halten. Mich fasziniert dieser Moment: die Wiedersehensfreude derer, die sich in die Arme fallen, suchende Blicke und manchmal auch enttäuschte Gesichter, wenn niemand wartet.

Wen oder was erwarten Sie an Weihnachten? Gott kam in unsere Welt, das feiern wir an Weihnachten. Sehnsüchtig wurde er erwartet und doch hatte niemand so mit ihm gerechnet. Ganz unverhofft, als kleines Kind, kam er in die Welt: Jesus, der Sohn Gottes. Er brachte Frieden für alle Menschen. Frieden, der jene erfüllte, die den Sohn Gottes in Empfang nahmen.

Die Sehnsucht ist heute dieselbe wie damals. Nach Frieden, nach Geborgenheit, nach gerechten Zuständen – in meiner kleinen und in der großen Welt. Was kann ich an Weihnachten erwarten? Dass Gott mit seinem Frieden kommt. Unverhofft und ganz anders, als ich es mir vorstelle. Bereit sein, erwartungsvoll will ich sein an Weihnachten. In dem Bewusstsein: Jesus soll zuerst bei mir ankommen und mit ihm sein Friede, um dann die Welt zu verändern. Im Kleinen wie im Großen.

Gott gibt sein Versprechen, dass er kommt. Bereit will ich sein und erwartungsvoll gespannt. Die Vorfreude auf Weihnachten wächst.

André Krause ist Pastor der Evangelisch-Freikirchlichen Gemeinde (Baptisten) Leipzig

Kontakt: kolumne@kirche-leipzig.de

 

Foto: Bernd-Christoph Matern (fundus-media)

Jauchzet! Frohlocket!

Daniel Heinze über Weihnachten als Zeit der Musik

Ist etwas wirklich wichtig und bedeutend, dann gibt es mit Sicherheit Lieder darüber. Das beste Beispiel ist die Liebe – wie schön ist es, geliebt zu sein und andere zu lieben. Deshalb singen Menschen auch so viel davon. Nicht zu vergessen all die Songs über Liebeskummer und Beziehungsstress! Es gibt Lieder über das Feiern, Balladen über den Sinn des Lebens, ironische Songs, die die Welt beschreiben oder auch unbeschwerte, alberne Gassenhauer, weil Spaß zu haben eben auch zum Leben gehört.

Ist etwas wirklich wichtig und bedeutend, dann gibt es Lieder darüber – das gilt ganz besonders für die Advents- und Weihnachtszeit. Von “Last Christmas” im Radio bis zu Bachs Weihnachtsoratorium in den Kirchen, von „In der Weihnachtsbäckerei“ bis „Stille Nacht“: Weihnachten ist die meistbesungene Zeit des Jahres.

Weil sie uns so am Herzen liegt. Eine Zeit, in der wir Kerzen gegen die Dunkelheit anzünden und uns mit Geschenken und gutem Essen versichern, wie gern wir uns haben. Für Christinnen und Christen ist der Kern dieser Zeit die Geburt von Jesus. Gott wird Mensch, lautet die frohe Weihnachtsbotschaft.

Das fällt definitiv in die Kategorie “wichtig und bedeutend” und es ist wunderbar, dass wir so viele Lieder, Choräle, Oratorien und Superhits rund um das Fest von Jesu Geburt kennen und sie immer wieder singen. Jauchzet! Frohlocket! Eine Weihnachtszeit voller Musik wünsche ich Ihnen und mir.

Daniel Heinze, Rundfunkjournalist

Kontakt: kolumne@kirche-leipzig.de

 

Foto: epd

“Nikolaus”

Gedanken über Verantwortung

“Große Kraft bedeutet große Verantwortung.” Mit diesem Satz verabschiedet Onkel Ben den jungen Peter Parker in das Heldenleben des Spiderman. Alle Helden und Antihelden der Comic-Literatur gehen auf ihre Weise mit diesem Satz um. Denn das, was Onkel Ben sagte, bewegt nicht erst seit Spiderman die Gemüter der Menschen. Weil es nicht so leicht ist, der Verantwortung gerecht zu werden. Auch darum tragen wir die Geschichten derer weiter, die den besseren Weg suchten oder der Verantwortung zumindest punktuell gerecht wurden. Dazu zählt der Nikolaus. Ein Held aus Myra, in der heutigen Türkei, um den sich zahlreiche Mythen ranken. Sie reichen vom einfachen Beschenken armer Kinder bis hin zur Bewahrung einer ganzen Stadt, unter anderem durch die Preisgabe der Kirchenschätze. Nun mag zwar die Kraft der Kirchen schwinden, aber keineswegs die Kraft ihrer Geschichten. Diese, vielleicht ihre eigentlichen Schätze, treten im Advent ins Licht, wie die gefüllten Schuhe am Nikolausmorgen. Aber all diese Schuhe machen sich danach auf verschiedene Lebenswege. Ganz gleich, ob sie mit großer oder kleiner Kraft in den Weg getreten werden, ihre Träger tragen alle Verantwortung: für leuchtende Kinderaugen oder andere in Not oder gar Stadt und Land. Nein, es ist nicht leicht, der Verantwortung gerecht zu werden. Aber den besseren Weg zu suchen, lohnt sich, glaube ich, denn in den Comics gewinnt immer das Gute. Und das war beim Nikolaus schon so.

Sebastian Schirmer ist Evangelischer Pfarrer im Leipziger Südosten
Kontakt: kolumne@kirche-leipzig.de

 

Nikolaus, Foto: Kirchenbezirk Leipzig