Anders Wachsen
Anna-Maria Busch über Zukunftsfragen
Kind, dir soll’s mal besser gehen.
Das war Hoffnung für und Versprechen an die nachfolgende Generation gleichermaßen. Und mindestens für meine Generation stimmte das mehrheitlich: Ausbildungsmöglichkeiten den eigenen Interessen entsprechend, bezahlbaren Wohnraum oder Reisemöglichkeiten durch ein von Schlagbäumen befreites Europa. Es war eine Frage von Freiheit und Wohlstand gleichermaßen.
Ob diese Möglichkeiten der mir nachfolgenden Generation noch im selben Maß zur Verfügung stehen werden, bezweifle ich. Die kapitalistische Lüge vom wachsenden Wohlstand über die Generationen hinweg ist spätestens seit der Klimakrise und dem Gewahrwerden der Endlichkeit der Ressourcen aufgeflogen.
Wenn aber das Verständnis einer guten Zukunft nicht im grenzenlosen Wachstum von (privatem) Wohlstand liegen kann – worin dann?
Das ist die entscheidende und drängende Frage für alle Generationen, gleichwohl es die junge Generation mehr als andere betrifft.
Auch wenn wir uns von den Herausforderungen unserer Zeit überfordert fühlen, ist es unsere Aufgabe als Gesellschaft über die Zukunft nachzudenken: was wünschen wir uns und zukünftigen Generationen? Welche Idee, welche Vision haben wir? Wie sieht eine Zukunft aus, die nicht auf Ausbeutung von anderen Menschen und Ressourcen basiert? Wie können wir anders wachsen – hin zu Kooperation, Mitgefühl, Vielfalt, Gerechtigkeit, Frieden Stiften und Schöpfung Bewahren.
Mit einem solchen Zukunftsbild lässt sich schließlich auch die als bedrohlich wahrgenommene Gegenwart besser bewältigen. Die Antwort kann aber niemals in einem vermeintlich besseren Gestern liegen.
Anna-Maria Busch, Stadtjugendpfarrerin Leipzig
Kontakt: kolumne@kirche-leipzig.de
Foto: Okapia (gemeindebrief.evangelisch.de)