Beim Dönerstand den Frieden gefunden
André Krause über eine überraschende Begegnung
Einmal Falafel im Fladenbrot mit Salat, bitte. So lautet meine übliche Bestellung am Döner-Stand meines Vertrauens. Während der Mitarbeiter alles zubereitet, läuft im Hintergrund eine Reportage auf arabisch. Ich frage ihn, worum es geht. Um den Konflikt im Nahen Osten, erklärt er mir. Sofort sind meine Falafel unwichtig. Energisch fragt er mich: Warum ist so viel Hass und Krieg in dieser Welt? Wenn Dir mein Döner nicht gefällt, dann gehst Du halt woanders hin, aber Du greifst mich deshalb doch nicht an!? Du hast Deinen Gott, ich habe meinen, trotzdem muss doch Frieden möglich sein!? Israelis und Palestinenser – ich stehe auf keiner Seite – warum finden sie keine Lösung für den Konflikt? Und was ist mit den vielen Kriegen, an die keiner mehr denkt?
Einen Moment schweigen wir beide. Zu groß sind die Fragen, zu schwer wiegt die Not in der Welt. Ich habe keine Antwort, sage ich. Ich bete dafür und ich weiß, der Friede fängt zwischen uns beiden an. In der arabischen Sprache gibt es doch die Begrüßung: Salam Aleikum – zu deutsch: Friede sei mit Dir. Genau darauf kommt es an, sagt er. Wenn Du mir vertraust und ich Dir, dann wächst der Frieden. Das braucht die Welt! Die Schlange ist hinter mir lang geworden. Ich bezahle und wir verabschieden uns herzlich mit Salam Aleikum. In diesem Moment meinen wir es genauso: Friede sei mit Dir!
André Krause, Pastor der Evangelisch-Freikirchlichen Gemeinde (Baptisten)
Kontakt: kolumne@kirche-leipzig.de
Foto: Peter Bongard (fundus-medien)