Schlussverkauf und Gottes Gratis-Angebot

Von Friederike Ursprung

SALE – Saisonräumung! Die Läden überbieten sich mit Angeboten: Kauf 3, zahl nur 2! Stark reduziert – und nochmal 20 Prozent Rabatt zusätzlich!

Und so landen jetzt nochmal ein paar Extra-Klamotten im Kleiderschrank. Brauche ich nicht wirklich, klar. Aber die Farbe gefällt mir so gut – na ja, und war immerhin billig. Wobei: irgendwie läppern sich die ganzen Schlussverkaufs-Schnäppchen dann ja doch …

Kommt und kauft ohne Geld! Das steht in keiner noch so günstigen Schlussverkaufswerbung – so wirbt Gott selbst im Buch des Propheten Jesaja: Her, wer Durst hat! Hier gibt es Wasser! Auch ohne Geld könnt ihr kommen! Kauft euch zu essen! Hier gibt’s Wein und Milch! Es kostet euch nichts!

Keine stylischen Klamotten bietet Gott also an, dafür Lebenswichtiges. Und daneben sehen die üblichen Angebote und Schnäppchen doch ein bisschen alt aus: Warum gebt ihr euer Geld aus für irgendwas, das nicht als Brot taugt, und euren sauer verdienten Lohn für Nahrung, die nicht satt macht? Hört doch auf mich, sagt Gott, dann habt ihr es gut und könnt euch an den feinsten Speisen satt essen! Hört auf mich, dann werdet ihr leben!

Das Leben selbst hat Gott im Angebot: das Leben, so wie es sein soll – und das ist unbezahlbar! Aber wer sich drauf einlässt, kriegt es geschenkt.

Gottes Super-Angebot gilt übrigens zu jeder Saison.

Friederike Ursprung, evangelische Kirchenredakteurin bei Radio PSR

Kontakt: kolumne@kirche-leipzig.de

 

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Schlaflos in Leipzig

André Krause über tropische Nächte und die Kunst zur Ruhe zu kommen

Bei diesen Temperaturen kann niemand schlafen! Unruhig wälze ich mich auf meinem Bett hin und her. Der Körper ist müde, aber der Kopf macht Überstunden. Lesen geht nicht – zu unruhig. Auf dem Smartphone nur heißgelaufene Nachrichten. Mir fällt eine kleine Anekdote ein: Ein Mädchen fährt im Kindergarten mit dem Dreirad durchs Zimmer, in dem die anderen Kinder zur Mittagsruhe liegen. Die Erzieherin kommt und raunzt das Mädchen an: Du sollst doch längst schlafen! Das Mädchen antwortet trocken: Aber ich finde keinen Parkplatz.

So fühlt es sich an. Gedanken und Körper finden keinen Parkplatz. Zu viele To-Dos, zu viel los, zu warm, zu laut – draußen wie drinnen. Und dann der Druck: Ich muss jetzt schlafen, denn morgen muss ich fit sein! Je mehr ich mich anstrenge, desto weniger klappt es.

„Unruhig ist mein Herz, bis es Ruhe findet in dir, o Gott.“ schrieb Augustinus. Der alte Kirchenvater war zwar kein Schlafexperte, aber ein Kenner der menschlichen Seele. Bei Gott Ruhe finden? Ich gehe in Gedanken meinen Tag durch. Dankbar erinnere ich wertvolle Begegnungen, Gelungenes, Schönes. Schweres und Unvollendetes lege ich in Gottes Hand und bitte um seine Begleitung. Meine Gedankenkreisel vertraue ich ihm an. Ich liege und spüre, wie ich getragen bin. Ruhe kehrt ein. Am Ende finde ich doch noch Schlaf – zumindest bis der Wecker klingelt.

André Krause ist Pastor der Evangelisch-Freikirchlichen Gemeinde (Baptisten) Leipzig

Kontakt: kolumne@kirche-leipzig.de

 

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Hoffnung am Siebenschläfer

Von Gregor Heidbrink

Der Siebenschläfertag gebe die Richtung vor, heißt es. So wie es heute sei, sagen die Bauern, bliebe es. Mindestens die nächsten Wochen. Das ist im Prinzip ein schönes Versprechen. Zugegeben, die Prognose hört sich für die „gehobene Mittelschicht“ (F. Merz) mit ihren Privatflugzeugen besser an als für die Mühseligen und Beladenen. Für diese wäre Erfrischung angesagt, statt weiterzutragen an ihrer Last! Werfen wir also einen Blick auf das Konjunkturbarometer. Was ist aus dem Heilandsruf des Kanzlers geworden: „Ich möchte, dass wir schon im Sommer spüren: Hier verändert sich etwas zum Besseren. Es geht voran.“

Spüren Sie bereits Fahrtwind? Wenn der Wind des Wachstums zum Siebenschläfer nicht weht, wann will er noch auffrischen? Gleichwohl denk ich, wäre es gewiss nicht zu viel, sich am Siebenschläfer das eine zu wünschen: Wenn es in den nächsten Wochen vorangehen müsse, dass es dann ohne mich geschähe. Oder könnte es einmal auf andere Art geschehen als durch Ärmel hochkrempeln und in Hände spucken?

Ach, dass Lasten einmal leicht würden durch Zuhören statt durch Anfeuern! Und dass Wachstum entstünde nicht durch Kundenbeziehungen, sondern durch Freundschaften, in denen Leichtigkeit wohnt. Der Heiland, der so ruft, an den will ich mich halten. Dann will ich sagen: So soll es sein, so kann es bleiben. So hofft: Gregor Heidbrink von der Diakonie Leipzig.

Gregor Heidbrink, Missionsdirektor des Diakonischen Werkes Innere Mission Leipzig e.V.

Kontakt: kolumne@kirche-leipzig.de

Glockenläuten ist Ruhestörung!

Von Daniel Heinze

Unser Büro liegt gegenüber der Thomaskirche in der Leipziger City. Weil ich in unserer Redaktion “der von der Kirche” bin, fragen mich die Kollegen gerne mal, ob ich vielleicht wisse, warum mal wieder die Glocken der Thomaskirche so ausdauernd bimmeln. Manche fragen interessiert nach, andere sind hart genervt, weil sie eigentlich telefonieren wollten, der “Glockenlärm” sie aber davon abhalte.

Tatsächlich läuten Kirchenglocken oft – vor Gottesdiensten, an Sonntagen, morgens, mittags, abends; auch bei Hochzeiten oder anderen Festen. Dass sie uns auffallen, ist dabei der Sinn der Sache. Kirchenglocken sollen den Alltag unterbrechen!

Sie wollen mich rufen. Zum Beispiel zum Gottesdienst: Komm her, jetzt ist Zeit für etwas Wichtiges! Oder sie erinnern mich an etwas. Läuteten früher im Dorf die Kirchenglocken, wussten die Feldarbeiter, dass es um zwölf ist. Zeit für’s Mittagessen, eine wohlverdiente Pause und ein kurzes Gebet. Als riefen die Kirchenglocken auch: Denkt daran, Gott ist für Euch da. Er begleitet Euch in allen Situationen des Lebens!

Manchmal beansprucht mich mein Alltag ganz schön. Gerade dann sollte ich nicht vergessen, dem Zeit einzuräumen, was mir wichtig und heilig ist und Gott zu danken für das Gute im Leben; mit ihm auch meine Sorgen zu teilen. Nein, Kirchenglockengeläut ist für mich kein Lärm. Sondern eine Ruhestörung im allerbesten Sinne.

Daniel Heinze, katholischer Kirchenredakteur bei Radio PSR

Kontakt: kolumne@kirche-leipzig.de

 

Foto: Hans-Georg Vorndran (fundus-medien)

“3 = 1”

– über Steckdosen und Stromfluss –

Wie halten Sie’s mit Mehrfachsteckdosen? Aus meinem Haushalt sind sie kaum mehr wegzudenken. Sie tummeln sich inzwischen in allen Zimmern. Darunter ist eine Dreifachsteckdose, die nur funktioniert, wenn alle drei Anschlüsse belegt sind. Keine Ahnung, warum. Doch: Nur im Verbund fließt Strom. Und ich mag das Bild.

Am Sonntag feiern Christen “Trinitatis”, das Fest der Dreifaltigkeit Gottes: Gott Vater, Sohn und Heiliger Geist – drei Personen, ein Gott. Das mag schwer zu verstehen sein, aber ich ahne: Verbindungen müssen gemeinsam getragen werden und können dann ungeahnte Kräfte entwickeln. Das meint nicht nur Gott, sondern auch mich und das „Wir“, das ich mitgestalte. Denn Einheit ohne Beziehung ist leer. Beziehung ohne Unterschied ist monoton. Aber wo Verschiedenes sich in Liebe begegnet, da geschieht etwas Göttliches.

Insofern sind wir Komplizinnen, die das Gemeinsame nicht im Gleichen suchen, sondern in der Beziehung. Gerade in diesen Tagen, da am Sonntag in Leipzig die jüdische Woche beginnt, während im ganzen Land die antisemitischen Gewalttaten steigen – ein Symptom eines havarierten Beziehungsflusses.

Dabei sind Differenzen eigentlich Geschenke – und wenn ich aushalten kann, dass nicht alles glatt ist, wird es sogar tragfähiger. Aber darauf muss ich mich einlassen. Vielleicht fließt genau dann die Energie, die wir dringend brauchen. Meine Dreifachsteckdose macht es schonmal vor.

Sebastian Schirmer ist Evangelischer Pfarrer im Leipziger Südosten
Kontakt: kolumne@kirche-leipzig.de

 

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Habemus Papam

Michael Brugger über Papst und Pfingsten

Die katholische Kirche hat mit Papst Leo XIV. ein neues Oberhaupt. „Ein Amerikaner! Jetzt kuscht auch noch die Kirche vor Trump!“ höre ich kurz nach der Wahl beim Smalltalk. Tatsächlich bin auch ich im ersten Moment über einen US-amerikanischen Papst erstaunt. Wer ist dieser Leo?

Eine kurze Recherche lichtet das Bild. Robert Prevost wurde vermutlich deshalb gewählt, weil er nicht nur in einer, sondern in vielen Welten zuhause ist: Aufgewachsen in den USA, Augustinermönch, lange Pfarrer und Bischof in der ländlichen Armut Perus. Außerdem Doktor des Kirchenrechts, Leitungsämter im Orden und im Vatikan. Der neue Papst kennt und verkörpert das, was katholisch meint: Das Streben einer Gemeinschaft nach Einheit bei aller Vielfalt, Ungleichzeitigkeit und Mehrdeutigkeit.

Am Sonntag feiern wir Christ:innen Pfingsten. Die Bibel erzählt darüber, dass die Begleiter Jesu plötzlich in vielen fremden Sprachen sprechen. Die Nachricht von dem Gott, der den Tod überwindet, soll für alle Menschen verständlich werden. Pfingsten ist Gemeinschaft in Einheit und Vielfalt. Der neue Papst bringt das mit seiner Geschichte und seinen ersten Wortmeldungen auf den Punkt: Unterschiede aushalten können, Mensch unter Menschen sein und mit löwenlauter Stimme für Gemeinwohl und Frieden eintreten.

Michael Brugger, Krankenhausseelsorger Klinikum Sankt Georg Leipzig

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Foto: Pixabay

 

Leitkultur

Wolfgang Menz und sein Erlebnis mit Leitkultur

Mit seinem Sohn steht ein Kunde neben unserer Kassenschlange. „Salem Aleikum“ höre ich ihn grüßen. Ein Mitarbeiter erwidert: „Guten Morgen“. Dann schauen beide gemeinsam auf einen Bon. Der Kunde erklärt: „Meine Frau und ich haben hier heute Morgen eingekauft. Zu Hause kontrollierte ich den Kassenzettel.“ Er weist mit dem Finger auf eine Zahl: „Da ist ein Fehler. Die Kassiererin von heute Morgen finde ich nicht mehr.“

Ich bin gespannt, was sein Anliegen sein wird. Denn ein Schild an vielen Kassen weist darauf hin, dass spätere Reklamationen nicht anerkannt werden. „Hier steht nur eine Flasche Sonnenblumenöl. Ich aber habe neun Flaschen gekauft.“ „Das ist aber lieb“, sagt der Verkaufsleiter, holt sich eine Musterflasche, tippt eine acht in die Kasse und nimmt 11,92 Euro entgegen.

Währenddessen blicken der Junge und ich uns an. Er kommentiert daraufhin den Vorgang: „Das ist unsere Religion.“ Gerne hätte ich erwidert: „Das ist in unserer Religion nicht anders.“

Mit den Beiden wäre anschließend vielleicht eine Diskussion über Leitkultur möglich gewesen. Doch nun war ich bis an die Kasse vorgerückt. Wahrscheinlich hätten sie sich mit dem Wort „Leitkultur“, und dem, was sich für manchen dahinter verbirgt, auch gar nicht beschäftigen wollen.

Wolfgang Menz ist Sozialpädagoge

Kontakt: kolumne@kirche-leipzig.de

Leitplanke, Foto: Pixabay

Dazu gehören gehört dazu!

Von Friederike Ursprung

Wer oder was gehört dazu? Oder nicht? Immer wieder ist das ein heiß diskutiertes Thema: Was brauchen Kinder, um in Kita und Schule dazu zu gehören? Und Erwachsene in Beruf und Gesellschaft?
Und auch: Was gehört zu Deutschland dazu, und zu seiner Kultur?

Zu den wichtigen Grundlagen dieser Kultur gehört die Bibel. Und die spricht viel vom Dazugehören – oft überraschend: Da wird der Brudermörder Kain zum Gründer einer großen Stadt. Da gehören alle noch so lästigen Tiere auf Noahs Arche. Die Ausländerin Ruth wird zur Stamm-Mutter eines Königsgeschlechts.

In vielen Geschichten von Jesus gehören die dazu, die sonst ausgeschlossen sind: Den Aussätzigen hilft er, die Isolation ihrer Krankheit zu überwinden. Den Armen, Kranken, Schwachen wendet er sich zu, auch den kleinen Kindern. Er isst zusammen mit Frauen von zweifelhaftem Ruf, mit korrupten Steuereinnehmern; manche beruft er zu Jüngern. Immer wieder sucht er nach denen, die auf Irrwegen verloren gehen und Fehler in ihrem Leben bereuen, so dass sie umkehren und neu anfangen können. Er hilft auch denen, die außerhalb der geografischen und religiösen Grenzen seines jüdischen Volkes leben – und erklärt sie zu Vorbildern.

Verbreitet meine Botschaft an alle Völker!, sagt er zum Abschied. Das haben Christen seither getan. Und ein Kern dieser Botschaft heißt: Dazugehören gehört dazu!

Friederike Ursprung, evangelische Kirchenredakteurin bei Radio PSR
Kontakt: kolumne@kirche-leipzig.de

 

Hände halten rote Äpfel, Foto: Luca Peter (fundus-medien)