Das Meer bis zum Horizont

Der Horizont meines Lebens

Daniel Heinze über den menschlichen Drang, sich ein Bild von Gott machen zu wollen

Wie ist Gott? Manche stellen sich Gott als gütige Mutter vor. Andere sprechen von Gott als einer Kraft, die alles lenkt und steuert. In Karikaturen sieht man hin und wieder einen bärtigen Mann auf einer Wolke hocken. Natürlich gilt nach wie vor der biblische Ratschlag, sich am besten gar kein Bild von Gott zu machen.

Aber es ist recht menschlich, trotzdem darüber nachzudenken. Auch, wenn ich weiß, dass alle irdischen Gottesbilder Gott nie und nimmer erklären könnten. Sie sind bestenfalls Versuche, sich etwas Unfassbarem behutsam zu nähern. Mit den Mitteln, die wir Menschen nun mal so haben: Worte, Bilder, Kunst, Musik.

Hin und wieder entdecke ich ein Bild oder einen Vergleich, der mich in meiner Beziehung zu Gott weiterbringt. Wie der Vergleich von Gott mit dem Horizont; den liebe ich. Der geht so: Der Horizont ist immer da, ich kann ihn aber nie greifen oder erreichen – so wie Gott. Auch ist der Horizont kein Raum, gehört aber zu meiner Vorstellung der Welt – so wie Gott. Und ich kann mich jederzeit vom Horizont abwenden und ihm den Rücken zukehren. Nur, um den Horizont dann trotzdem wieder vor mir zu haben. Er ist einfach da – so wie Gott!

Was für ein schöne Vorstellung vom Wesen Gottes. Immer da, ganz gleich, welche Entscheidung ich für mein Leben treffe; eine Perspektive, auf die ich mich verlassen kann: Gott als der Horizont meines Lebens.

Daniel Heinze, Rundfunkjournalist
daheinze@gmail.com

 

Foto: Birgit Arndt (fundus-medien)