Glocken

Glockenläuten ist Ruhestörung!

Von Daniel Heinze

Unser Büro liegt gegenüber der Thomaskirche in der Leipziger City. Weil ich in unserer Redaktion “der von der Kirche” bin, fragen mich die Kollegen gerne mal, ob ich vielleicht wisse, warum mal wieder die Glocken der Thomaskirche so ausdauernd bimmeln. Manche fragen interessiert nach, andere sind hart genervt, weil sie eigentlich telefonieren wollten, der “Glockenlärm” sie aber davon abhalte.

Tatsächlich läuten Kirchenglocken oft – vor Gottesdiensten, an Sonntagen, morgens, mittags, abends; auch bei Hochzeiten oder anderen Festen. Dass sie uns auffallen, ist dabei der Sinn der Sache. Kirchenglocken sollen den Alltag unterbrechen!

Sie wollen mich rufen. Zum Beispiel zum Gottesdienst: Komm her, jetzt ist Zeit für etwas Wichtiges! Oder sie erinnern mich an etwas. Läuteten früher im Dorf die Kirchenglocken, wussten die Feldarbeiter, dass es um zwölf ist. Zeit für’s Mittagessen, eine wohlverdiente Pause und ein kurzes Gebet. Als riefen die Kirchenglocken auch: Denkt daran, Gott ist für Euch da. Er begleitet Euch in allen Situationen des Lebens!

Manchmal beansprucht mich mein Alltag ganz schön. Gerade dann sollte ich nicht vergessen, dem Zeit einzuräumen, was mir wichtig und heilig ist und Gott zu danken für das Gute im Leben; mit ihm auch meine Sorgen zu teilen. Nein, Kirchenglockengeläut ist für mich kein Lärm. Sondern eine Ruhestörung im allerbesten Sinne.

Daniel Heinze, katholischer Kirchenredakteur bei Radio PSR

Kontakt: kolumne@kirche-leipzig.de

 

Foto: Hans-Georg Vorndran (fundus-medien)