Leitkultur

Wolfgang Menz und sein Erlebnis mit Leitkultur

Mit seinem Sohn steht ein Kunde neben unserer Kassenschlange. „Salem Aleikum“ höre ich ihn grüßen. Ein Mitarbeiter erwidert: „Guten Morgen“. Dann schauen beide gemeinsam auf einen Bon. Der Kunde erklärt: „Meine Frau und ich haben hier heute Morgen eingekauft. Zu Hause kontrollierte ich den Kassenzettel.“ Er weist mit dem Finger auf eine Zahl: „Da ist ein Fehler. Die Kassiererin von heute Morgen finde ich nicht mehr.“

Ich bin gespannt, was sein Anliegen sein wird. Denn ein Schild an vielen Kassen weist darauf hin, dass spätere Reklamationen nicht anerkannt werden. „Hier steht nur eine Flasche Sonnenblumenöl. Ich aber habe neun Flaschen gekauft.“ „Das ist aber lieb“, sagt der Verkaufsleiter, holt sich eine Musterflasche, tippt eine acht in die Kasse und nimmt 11,92 Euro entgegen.

Währenddessen blicken der Junge und ich uns an. Er kommentiert daraufhin den Vorgang: „Das ist unsere Religion.“ Gerne hätte ich erwidert: „Das ist in unserer Religion nicht anders.“

Mit den Beiden wäre anschließend vielleicht eine Diskussion über Leitkultur möglich gewesen. Doch nun war ich bis an die Kasse vorgerückt. Wahrscheinlich hätten sie sich mit dem Wort „Leitkultur“, und dem, was sich für manchen dahinter verbirgt, auch gar nicht beschäftigen wollen.

Wolfgang Menz ist Sozialpädagoge

Kontakt: kolumne@kirche-leipzig.de

Leitplanke, Foto: Pixabay