Mit Staubsauger und von oben
„Ich halte. Du drehst. Aber kräftig.“ So löst sich die Mutter mit einem Ruck vom Staubsaugermotor. Wir beide erleben beim Schrauben ein doppeltes Erfolgserlebnis. Zu zweit. Im Handumdrehen.
Mein Mitschrauber ist Syrer. Er lebt seit einigen Monaten in Leipzig. Nicht erst bei dieser Reparatur wird er mir zum pfiffigen Beistand. Darum und überhaupt: Ich finde das Vorhaben gut, Menschen aus anderen Herkunftsländern die Einreise nach Deutschland zu erleichtern. Als neue Nachbarn, Arbeitskollegen, potentielle Freunde.
Schließe ich dabei unangemessen von meinen positiven Erfahrungen mit einem auf alle? Mag sein. Aber mal andersherum: Von negativen Erlebnissen mit einzelnen auf alle zu schließen, erscheint mir auch kein sinnvollerer Rückschluss.
Mitbewohner meines Freundes in der Gemeinschaftsunterkunft – es sind hunderte und immer vier in einer Box – fragten ihn, woher denn sein Kontakt zu einem Deutschen gekommen sei. „Von oben“, antwortete der gläubige Mann. Auch über „einen da oben“ variieren die Vorstellungen. Ich halte es allerdings für bemerkenswert, wenn „einer hier unten“ unverhofft einen Freund und Helfer geschickt bekommt. Mir erging es mit meinem Freund so.
von Wolfgang Menz, Sozialpädagoge
wolfgang.menz.leipzig@gmail.com
Foto: Hans-Jörg Otto (fundus-medien)