“Nikolaus”

Gedanken über Verantwortung

“Große Kraft bedeutet große Verantwortung.” Mit diesem Satz verabschiedet Onkel Ben den jungen Peter Parker in das Heldenleben des Spiderman. Alle Helden und Antihelden der Comic-Literatur gehen auf ihre Weise mit diesem Satz um. Denn das, was Onkel Ben sagte, bewegt nicht erst seit Spiderman die Gemüter der Menschen. Weil es nicht so leicht ist, der Verantwortung gerecht zu werden. Auch darum tragen wir die Geschichten derer weiter, die den besseren Weg suchten oder der Verantwortung zumindest punktuell gerecht wurden. Dazu zählt der Nikolaus. Ein Held aus Myra, in der heutigen Türkei, um den sich zahlreiche Mythen ranken. Sie reichen vom einfachen Beschenken armer Kinder bis hin zur Bewahrung einer ganzen Stadt, unter anderem durch die Preisgabe der Kirchenschätze. Nun mag zwar die Kraft der Kirchen schwinden, aber keineswegs die Kraft ihrer Geschichten. Diese, vielleicht ihre eigentlichen Schätze, treten im Advent ins Licht, wie die gefüllten Schuhe am Nikolausmorgen. Aber all diese Schuhe machen sich danach auf verschiedene Lebenswege. Ganz gleich, ob sie mit großer oder kleiner Kraft in den Weg getreten werden, ihre Träger tragen alle Verantwortung: für leuchtende Kinderaugen oder andere in Not oder gar Stadt und Land. Nein, es ist nicht leicht, der Verantwortung gerecht zu werden. Aber den besseren Weg zu suchen, lohnt sich, glaube ich, denn in den Comics gewinnt immer das Gute. Und das war beim Nikolaus schon so.

Sebastian Schirmer ist Evangelischer Pfarrer im Leipziger Südosten
Kontakt: kolumne@kirche-leipzig.de

 

Nikolaus, Foto: Kirchenbezirk Leipzig