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Schlaflos in Leipzig

André Krause über tropische Nächte und die Kunst zur Ruhe zu kommen

Bei diesen Temperaturen kann niemand schlafen! Unruhig wälze ich mich auf meinem Bett hin und her. Der Körper ist müde, aber der Kopf macht Überstunden. Lesen geht nicht – zu unruhig. Auf dem Smartphone nur heißgelaufene Nachrichten. Mir fällt eine kleine Anekdote ein: Ein Mädchen fährt im Kindergarten mit dem Dreirad durchs Zimmer, in dem die anderen Kinder zur Mittagsruhe liegen. Die Erzieherin kommt und raunzt das Mädchen an: Du sollst doch längst schlafen! Das Mädchen antwortet trocken: Aber ich finde keinen Parkplatz.

So fühlt es sich an. Gedanken und Körper finden keinen Parkplatz. Zu viele To-Dos, zu viel los, zu warm, zu laut – draußen wie drinnen. Und dann der Druck: Ich muss jetzt schlafen, denn morgen muss ich fit sein! Je mehr ich mich anstrenge, desto weniger klappt es.

„Unruhig ist mein Herz, bis es Ruhe findet in dir, o Gott.“ schrieb Augustinus. Der alte Kirchenvater war zwar kein Schlafexperte, aber ein Kenner der menschlichen Seele. Bei Gott Ruhe finden? Ich gehe in Gedanken meinen Tag durch. Dankbar erinnere ich wertvolle Begegnungen, Gelungenes, Schönes. Schweres und Unvollendetes lege ich in Gottes Hand und bitte um seine Begleitung. Meine Gedankenkreisel vertraue ich ihm an. Ich liege und spüre, wie ich getragen bin. Ruhe kehrt ein. Am Ende finde ich doch noch Schlaf – zumindest bis der Wecker klingelt.

André Krause ist Pastor der Evangelisch-Freikirchlichen Gemeinde (Baptisten) Leipzig

Kontakt: kolumne@kirche-leipzig.de

 

Foto: Pixabay