Überraschend würzig
Der Frühstückstisch ist gedeckt. Der Kaffee dampft und verbreitet Wohlgeruch. Als ich den Beutel öffne, mit dem ich beim Bäcker Brötchen geholt habe, steigt ein knuspriger Duft von Malz und Hefe auf. Trotzdem, so fühle ich beim Herausnehmen, sind die kleinen hellbraunen Teile weich. Echte Ostbrötchen eben. Ich liebe diesen Bäcker und freue mich auf den ersten Bissen. Den tue ich denn auch wenig später.
Doch was für eine Überraschung. Es schmeckt ganz anders, als gewohnt und erwartet. Etwas versalzen der Teig. Irritiert zögere ich. Wie finde ich das? Dann kaue ich bedächtig weiter. Der scharfe Geschmack freut mich. Jetzt ist ganz klar: die Brötchen sind wirklich noch selbst gemacht. Keine genormte Backmischung wäre versalzen. So käme sie nie durch die Kontrolle.
In Gedanken mache ich einen Sprung und erinnere mich an einen Satz aus der Bibel. Jesus sagt ihn zu den Menschen, die ihm zuhören. Nachdem er sie ermutigt hat sanftmütig und gerecht, friedfertig, barmherzig und fröhlich zu sein, kommt er: „Ihr seid das Salz der Erde.“ Überraschend würzig und echt. Und während die Brötchen im Korb weniger werden, danke ich Gott für diesen unerwarteten Anstoß am Morgen und denke darüber nach, was es wohl heute bedeuten könnte, im Sinne Jesu so in der Welt zu sein.
von Lüder Laskowski, Pfarrstelle für „Kirchliche Arbeit in neuen Stadtquartieren“ in Leipzig
Foto: Wodicka