Werkzeug sein
Michael Brugger über Ruhe und Frieden
Seit etwas mehr als drei Jahren dauert der Krieg in der Ukraine nun an. Immer wieder schlimme Nachrichten – so viele unschuldige Opfer, so viel Zerstörung. Ob Talkshow oder Familienfeier, über die Wege zum Frieden wird immer noch gestritten. Wenn ich Frieden für die Ukraine fordere, denke ich nicht immer nur an die Menschen dort. Ich denke auch an mich: Ich will hier weiter in Frieden leben. Ich will, dass es so bleibt, wie es ist. Ich will meine Ruhe haben.
Ohne Zweifel ist Ruhe ein wichtiger Aspekt von Frieden. Sich jetzt sicher fühlen, die Zukunft planen können – das schafft Freiheit. Das soll Frieden leisten. Aber das ist nur eine Seite des Friedens. Die andere Seite bringt der Heilige Franziskus im Gebet auf den Punkt: „Herr, mach mich zum Werkzeug deines Friedens.“ Werkzeuge braucht man zum Arbeiten. Frieden ist Arbeit, nicht erst wenn der Krieg tobt.
Im Gebet nennt Franziskus viele Aufgaben dieser Friedensarbeit. An erster Stelle: Lieben, wo man hasst. Das heißt, an mir selbst zu arbeiten für und mit den Anderen. In unserer verflochtenen Welt ist Friedensarbeit aber auch zwingend Arbeit an den Verhältnissen. Dass es gerecht zugeht, dass die Welt für alle bewohnbar wird, dass man ohne Angst verschieden sein kann. Für gerechten Frieden müssen wir an vielen Schrauben drehen. Und dürfen die Ruhepausen nicht vergessen.
Michael Brugger, Krankenhausseelsorger Klinikum Sankt Georg Leipzig
Kontakt: kolumne@kirche-leipzig.de
Foto: Peter Bongard (fundus-medien)