Wertmarken
Wolfgang Menz mit einem Motto zum Sammeln
Mein Vater sammelte Briefmarken. Mehrmals wurde seine Sammlung prämiert. Kunstvoll gestaltete Seiten unterstrichen das Motto: „Auf dem Weg zu einem vereinten Europa“.
Als Jugendlicher erlebte mein Vater den Krieg. Als Erwachsener hoffte er auf Alternativen dazu: Grenzen, die nicht mehr voneinander trennen. Völker im Frieden. Würde mein Vater noch leben, hätte ich ein Motto für eine erweiterte Sammlung: „Auf dem Weg mit gemeinsamen Werten“. Und gleich hätte ich einige Exemplare für ihn parat:
„Brot für die Welt“, die Marke kostete mal 20 Pfennig, jetzt preiswert für 25 Cent zu bekommen. „Ärzte ohne Grenzen“, zum 50. Bestehen 2021 nicht nur von Deutschland gedruckt. Ganz frisch, seit Februar, wird die „Flüchtlingshilfe“ gewürdigt – für 1,45 Euro (incl. Zuschlag.) Sie zeigt Hände, die wie ein Dach einen sicheren Ort für Geflüchtete schaffen. Das Postwertzeichen „1700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland“ trägt den hebräischen Schriftzug chai, lebendig. Damit kann man anstoßen: Auf das (gemeinsame) Leben – LeChaim.
Das Bundesministerium der Finanzen schreibt: „Briefmarken sind weit mehr als reine Postwertzeichen. Sie sind Spiegel der Zeit, Botschafter unseres Landes und Kunstwerke im Miniaturformat.“ Amen – Werte sammle ich gerne – mit Christen und allen anderen, die sie bewahren möchten.
Wolfgang Menz ist Sozialpädagoge
Kontakt: kolumne@kirche-leipzig.de
Album mit Briefmarkten, Foto: Pixabay