Wo kämen wir da wohl hin?
Von Friederike Ursprung
„Also, wenn das jeder machen würde …!“ Diesen Satz hören Sie meist mit empörtem, vorwurfsvollem Unterton, oder Sie sagen ihn vielleicht auch selbst, wenn Sie sich über gedanken- oder rücksichtsloses Verhalten ärgern. „Wenn das jeder machen würde …“, da schwingt mit: Wer so was macht, gibt ein ganz schlechtes Vorbild – nicht auszudenken, wo wir da hinkämen!
Wieso machen sich Leute so oft empörte Gedanken, welche schlechten Beispiele ansteckend sein können? Warum ist das so selten ein Lob? „Wenn das jeder machen würde“ – zum Beispiel: Rücksicht nehmen, teilen, eigene Interessen zurückstecken, gleiche Rechte aller Menschen anerkennen, sich engagieren, mutig neue Wege gehen – wo kämen wir denn da hin? Passiert das etwa viel zu selten, um sich die Folgen auszumalen?
„Wenn das jeder machen würde!“ – bei der wichtigsten Predigt von Jesus lässt es sich auch als Empfehlung herauslesen. Seine Ideen in der so genannten „Bergpredigt“ klangen radikal: Auf Gewalt nicht mit Gegengewalt antworten, den Feinden Gutes tun, auf Gottes Willen und Gerechtigkeit schauen statt auf Erfolg und materiellen Reichtum – und alles fasste er in einer Regel zusammen: So wie ihr behandelt werden wollt, so sollt ihr auch andere behandeln!
Also, wenn das jeder und jede machen würde – wo wir da hinkämen, das würde ich gern erleben!
Friederike Ursprung, evangelische Kirchenredakteurin bei Radio PSR
Kontakt: kolumne@kirche-leipzig.de
Foto: Hans-Jörg Ott (fundus-medien.de)