Klagezeit
Hören. Schweigen. Beten in Zeiten der Pandemie
Vom 15.1. bis Karfreitag 2021 luden der Evangelisch-Lutherische Kirchenbezirk Leipzig, das Römisch-Katholische Dekanat Leipzig und das Institut für Praktische Theologie der Universität Leipzig unter dem Titel „Klagezeit“ wöchentlich zum Gebet ein. Im Wechsel in der Peterskirche Leipzig und in der Propsteikirche St. Trinitatis Leipzig.
In beiden Kirchen stand eine Klagemauer aus Ziegelsteinen, in welche die Besucher direkt oder vorher digital übermittelt ihre Klagen stecken konnten. Am Karfreitag 2021 wurden die Klagen aus den Steinen entnommen und – in Anlehnung an den Umgang mit den Bitten in der Klagemauer in Jerusalem – nahe der Peterskirche Leipzig vergraben. In der Propsteikirche St. Trinitatis brannte in der Osternacht das Feuer in den Ziegelsteinen der Klagemauer. In der Peterskirche blieb die Klagewand noch etwas länger stehen. Zeichen für die Spannung zwischen der Osterhoffnung und dem Wissen um das Andauern der Pandemie.
Klagezeit – die Idee
Es war auch für glaubende Menschen schwer, die Ohnmacht und die Ratlosigkeit, die Widersprüche und Ambivalenzen der Corona-Krise auszuhalten.
Vielleicht konnte aber darin der Dienst der Kirche bestehen: keine vorschnellen Antworten und Deutungen der Lage zu geben, nicht auf den gesellschaftlichen Wunsch, Kirche möge Hoffnung spenden, antworten, in dem man die Krise übergeht und eine „Fassadenwelt“ (Henning Luther) baut, sondern die oft unterdrückten Gefühle in Worte, in Klage und Gebet zu fassen, aus dem Streit um den politisch richtigen Weg und die gegenseitige Anklage in die vielstimmige Klage zu finden, die unterschiedliche, widersprüchliche Facetten des Leidens in dieser Krise nebeneinander ertragen kann und sie Gott vorhält.
Das Team der Klagezeit: Propst Gregor Giele, Superintendent Sebastian Feydt, Pfarrerin Christiane Dohrn, Pfarrerin Dr. Barbara Zeitler, Pfarrer Lüder Laskowski, Pfarrer Sebastian Keller, Prof. Dr. Alexander Deeg, Pfarrerin Dr. Kerstin Menzel sowie Propsteikantor Stephan Rommelspacher und Organistin Maria Wolfsberger, die Streaming-Teams der beiden Kirchen, Christian Boerger und viele weitere Beteiligte.