Identität: Europäerin
Anna-Maria Busch über die Errungenschaft des Friedens ins Europa
Haben Sie was von der Maastricht Debatte gehört? Keine Sorge, ich auch nur zufällig am Montag 20 Uhr. Da lief die Diskussion der Spitzenkandidatinnen für die anstehende Europa-Wahl bereits eine Stunde. Das sagt etwas über den (medialen) Stellenwert derselben, während ein TV-Duell mit einem Faschisten vor einigen Wochen diesem eine bemerkenswerte mediale Aufmerksamkeit sicherte.
Worauf richten wir also unser Augenmerk in Zeiten, in denen wir Frieden und Demokratie wieder als maximal bedroht erleben? An welchen (positiven) Narrativen richten wir uns aus?
Zu meinen Narrativen gehört, dass Europa und die Idee der Europäischen Union eines der größten Friedensprojekte der Postmoderne ist. Es ist eine Geschichte von der Versöhnung von Völkern, die nur ein paar Jahrzehnte zurückliegend sich gegenseitig erschossen, weil der eine Franzose und der andere Deutscher war, die sich gegenseitig atomar bedrohten und den Kontinent mit einem Eisernen Vorhang teilten. Meine Generation ist mit dem Segen eines zusammenwachsenden Europas sozialisiert, so dass es Teil meiner Identität wurde.
Reisefreiheit, eine gemeinsame Währung, eine junge Generation, die selbstverständlich in verschiedenen europäischen Städten studiert, die EU-Osterweiterung bis hin zum Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte – derartige Errungenschaften sind nicht vom Himmel gefallen. Es sind Menschen, die von der Idee eines friedlichen demokratischen Europas träumen, die nicht müde werden dafür zu arbeiten und versuchen, Probleme gemeinsam zu überwinden.
Frieden stiften, nennt das die Bibel poetisch.
Anna-Maria Busch, Pfarrerin im Leipziger Südosten
Kontakt: kolumne@kirche-leipzig.de
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