Hände, die ein Taube in den Himmel steigen lassen.

Frieden ist richtig Arbeit

Daniel Heinze über die uralte Sehnsucht nach einer friedlichen Welt

“Zukunft hat der Mensch des Friedens” – mit diesem Satz aus einem Psalm in der Bibel ist der 103. Deutsche Katholikentag überschrieben, der noch bis Sonntag in Erfurt läuft. Ein Satz, den ich gerade ständig in die Welt hinaus rufen möchte: wenn ich Nachrichten schaue, Zeitung lese oder mir im Internet von Krieg, Unfrieden und Ungerechtigkeit berichtet wird. Mensch, Leute, Zukunft hat der Mensch des Friedens!

Ein Jahrtausende alter Satz. Schon damals war das wohl auch vor allem eine Sehnsucht; eine Hoffnung, der man sich einander vergewissert, um sie vor lauter Konflikten, Sorgen, Problemen des Lebens nicht zu vergessen.

Die Sache ist nur … Frieden ist nichts, was ich nur von anderen erwarten oder einfordern kann: von der Welt, oder von “denen da oben”. Frieden ist immer auch eine Haltung, eine Grundeinstellung für mich selbst. Und ein “Mensch des Friedens” zu werden, ist richtig Arbeit. Es bedeutet, eben nicht der zänkische Kollege zu sein, der gerne mal über die anderen lästert. Nicht der Typ, der ständig mit den Nachbarn streitet und der immer nur auf sein Recht pocht.

Es geht darum, Rücksicht zu nehmen. Auch das Wohlergehen der anderen im Blick zu haben. Zu akzeptieren, dass sich auch mal was verändern muss. Zu verstehen, dass sich eine gute Zukunft nur zusammen gestalten lässt. Ja, Frieden ist anstrengend, konkret, handfest. Aber nur so wird aus dieser Sehnsucht Wirklichkeit.

Daniel Heinze, Rundfunkjournalist

Kontakt: kolumne@kirche-leipzig.de

 

Foto: Peter Bongard (fundus-medien)

Guter Empfang?

Sebastian Schirmer – Evangelischer Pfarrer im Leipziger Osten – über Signale der Wahrheit

Wenn in einer vollen Kirche selbstgebaute Alu-Antennen auf der Suche nach Empfang in die Höhe gereckt werden, sieht das wohl zuerst einmal witzig aus – ein Bild, das sich nicht alle Tage bietet. Auf den zweiten Blick mischt sich vielleicht auch ein seltsamer Beigeschmack ein: Sind in dieser evangelischen Kirche denn noch Christinnen und Christen zusammen? In der Tat, so war es. Anlässlich eines Gottesdienstes zur Konfirmation waren viele Christen am vergangenen Pfingstwochenende spielerisch auf der Suche nach dem Empfang der Wahrheit. Aber mit der Wahrheit ist es so eine Sache: Menschen mit Alu-Hüten haben eine gänzlich andere Wahrheit als die, die lieber Antennen in die Sterne richten; und Menschen, die gestern das 75jährige Bestehen der Bundesrepublik feierten, eine andere, als jene, die das beargwöhnten. In einer Zeit flimmernder und flirrender Wahrheiten, ist es schwer geworden, positive Signale gut zu empfangen und gut zu deuten. Mir selbst hilft im Signalgewitter ein Bibelwort, das ich einem Konfirmanden im beschriebenen Gottesdienst zusprechen durfte: “Nun aber bleiben Glaube, Hoffnung, Liebe, diese drei; aber die Liebe ist die größte unter ihnen.” Ich glaube, das würde sicher helfen, wenn wir uns im Wahrheitsgewirr dennoch stets mit Liebe begegnen könnten. Und die Hoffnung, die stirbt ja bekanntlich zuletzt.

Sebastian Schirmer ist evangelischer Pfarrer in Leipzig.

Kontakt: kolumne@kirche-leipzig.de

 

Foto: Andreas Fauth (fundus-medien)