Gewissensprüfung!?

Sebastian Schirmer zum Tag des Gewissens

Ich vermute, Sie kennen auch die hartnäckige Stimme, die nachfragt und meine Beweggründe auf den Prüfstand stellt. Oder andere: So erhoffen sich manche Menschen zum Beispiel von den Pandemieprotokollen des RKI eine Gewissensprüfung der Politik. Oder es ist nicht nur eine einzige Stimme: „Engel links, Teufel rechts…” sang die Band „Fettes Brot“ in den 90er Jahren. Einige Theologinnen und Theologen vermuten darin sogar das göttliche Endgericht. So oder so – es ist in vieler Munde und der 5. April ist ihm gewidmet: dem Gewissen. Was wir heute darunter verstehen, geht noch auf Martin Luther zurück. Nach ihm ist das Gewissen eine grundsätzlich freie, aber von äußeren Werten mitgeprägte Beurteilungsinstanz im Menschen selbst. Wie eine Art Geländer für Entscheidungen. Die sind ja dieser Tage schwieriger. Gerade im Hinblick auf die Wahlen dieses Jahres. Vielleicht sind sie sogar mit gutem Gewissen gar nicht zu haben. Aber ganz gewissenlos lassen sich keine guten Entscheidungen treffen, wie nicht zuletzt Despoten zeigen. Da mag so ein Tag, wie der 5. April, günstig sein für eine persönliche Gewissensprüfung. Wie bewahren Sie sich ein reines Gewissen? Martin Luther nahm seinen Glauben zu Hilfe. Der hilft mir auch, um im Gebet die Stimmen zumindest in einen ersten Dialog zu bringen. Und ein Dialog ist doch immer ein guter Anfang.

Sebastian Schirmer ist evangelischer Pfarrer in Leipzig.

Kontakt: kolumne@kirche-leipzig.de

 

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